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Etwas sichtbar machen, ohne es zu zeigen. Etwas hörbar machen, ohne einen Ton von sich zu geben. Eine Orgel abbilden, aber einen Sportwagen meinen. In der Werbung ist das die hohe Kunst des Teasers, der neugierig macht. Ende der 90er Jahre kündigt diese Anzeige in 4 lapidaren Wörtern und mit 3 magischen Ziffern die Ankunft des neuen 911 Turbo an. Angesichts der vielen Pfeifen meint man, die Power des 450-PS-Motors förmlich zu hören, zumal das Turbo Prinzip ähnlich wie eine Orgel auf der Komprimierung von Luft basiert. Man meint aber, auch den Organisten zu hören, wie er im Kirchenraum den kraftvollen Klang des Instruments zur Entfaltung bringt. Der 911 Turbo und sein himmlischer Sound. Auch knapp 30 Jahre nach Erscheinen der Anzeige hallt er nach. Unternehmensarchiv Porsche AG ADVERTISING ICONS. KLASSISCHE ANZEIGEN, DIE (WERBE-)GESCHICHTEN SCHREIBEN. 911 Turbo (WLTP): Kraftstoffverbrauch kombiniert: 12,3 – 12,0 l/100 km; CO₂-Emissionen kombiniert: 279 – 271 g/km; CO₂-Klasse: G; Stand 11/2024 Im Porsche Kosmos gibt es jede Menge Zahlen, die große Sportwagenmagie ausstrahlen. Der 911 schwebt dabei über allem, keine Frage, aber auch viele weitere Zahlen erzählen ihre Geschichten. Und täglich kommen neue hinzu. Sie erzählen von historischen Rennsiegen, von großen Träumen und von zukunftsweisenden Zielen. Oder sie erzählen davon, wie vor 50 Jahren ein Supersportwagen zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt auf die Straße kam, während der sogenannten Öl- und Wirtschaftskrise 1974. Dürfen wir vorstellen? Der 911 Turbo, „Typ 930“. Es gibt viele Turbos, sagt man, aber nur einen 911 Turbo. Bei Porsche nimmt er eine Sonderstellung ein, weil er einen mutigen Schritt in der Porsche Historie markiert oder – besser noch – einen mächtigen Sprung an die Spitze bedeutet. Was im Herbst 1974 auf dem Pariser Automobilsalon präsentiert wird, ist der schnellste Seriensportwagen „Made in Germany“. Anders als so manche 12-Zylinder-Maschine aus Italien kommt er mit 6 Zylindern vergleichsweise bescheiden daher. Und muss sich dennoch nicht verstecken. Erfahrung mit der Abgasturbolader-Technologie hatte Porsche im amerikanischen Rennsport gesammelt, wo der Porsche 917/30 Spyder in der CanAm-Serie eine kurze Saison lang mit 2 Turboladern und 1.200 PS bei Spitzengeschwindigkeiten von 385 km/h die Konkurrenz regelrecht stehen ließ. Das Reglement der Rennserie wurde bald darauf geändert und die PS- und verbrauchsstärksten Porsche aller Zeiten kamen ins Museum. Zurück nach Europa. Mit einem Turbolader bringt es der Typ 930 auf immerhin 260 PS. Bei einem Gewicht von nur 1.195 Kilogramm beschleunigt er in 5,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h. Beim Design legt er selbst gegenüber dem rennsportlichen 911 Carrera RS 2.7 in der Breite zu. Weil bei derart viel Leistung enormer Auftrieb an Vorder- und Hinterachse entsteht, bekommt der 930 neben Breitreifen einen Front- und Heckspoiler, um die Fahrstabilität zu erhöhen. Schnell hat der Turbo seinen Spitznamen weg: Walflosse. Legendär ist das sogenannte Turbo-Loch, das mit den Jahren immer kleiner wird. Die Kombination aus Leistung und Luxus ist beliebter und wird stärker nachgefragt, als man es sich in Zuffenhausen anfangs gedacht hat, in den ersten 3 Jahren werden knapp 3.000 Exemplare des 930 verkauft, heute sind sie extrem begehrte Sammlerobjekte. Der „Turbo“ startet eine eindrucksvolle Karriere – und verkörpert über Jahrzehnte hinweg die Speerspitze schwäbischer Ingenieurskunst. Gleichzeitig beflügelt er die Phantasien all jener, die davon träumen, ihn eines Tages fahren zu dürfen. Heute ist der 911 Turbo in der 8. Fahrzeuggeneration unterwegs und setzt dank seines souveränen Auftretens immer noch Ausrufezeichen. Horizontale Ausrufezeichen, versteht sich. 911 Turbo (WLTP): Kraftstoffverbrauch kombiniert: 12,3 – 12,0 l/100 km; CO₂-Emissionen kombiniert: 279 – 271 g/km; CO₂-Klasse: G; Stand 11/2024 FASZINATION 27

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